Blanka-Pudler-Platz feierlich eingeweiht


Am Samstag, den 20. März wurde in Hessisch Lichtenau der Blanka-Pudler-Platz feierlich eingeweiht. Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich mehr als 150 Gäste, darunter zahlreiche Ehrengäste sowie Angehörige von Blanka Pudler, um an diesem geschichtsträchtigen Ort ihrer zu gedenken. Die Einweihung war ein sehr emotionaler Moment, der das Erinnern und die Versöhnung in den Mittelpunkt stellte.

Die Familie von Blanka Pudler war bereits am Freitag in Hessisch Lichtenau angekommen. Die Stadt hatte für die Angehörigen ein besonderes Begleitprogramm organisiert. Neben einem offiziellen Empfang im Rathaus, bei dem sich die Familienmitglieder in das Buch der Stadt eintrugen, erkundete die Familie im Rahmen von Führungen die Altstadt und Hirschhagen. Ein gemeinsames Abendessen nach der Ankunft rundete den Aufenthalt ab.

Bürgermeister Dirk Oetzel und Stadtverordnetenvorsteherin Inge Harder begrüßten die Anwesenden und erinnerten in ihren Reden an die historische Bedeutung des Platzes. Unter den Gästen befanden sich auch Familienangehörige Blanka Pudlers, die eigens zur Einweihung angereist waren und teils weite Wege aus dem Ausland nach Hessisch Lichtenau auf sich genommen hatten. In einer bewegenden Ansprache auf Englisch bedankte sich die Tochter Blanka Pudlers, Agnes Olawuyi, bei allen, die dazu beigetragen haben, dass es nun einen Ort gibt, an dem das Vermächtnis ihrer Mutter bewahrt wird.

Der heutige Blanka-Pudler-Platz liegt an der Heinrichstraße, wo sich einst das „Lager Vereinshaus“, ein Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald, befand. Dort waren von August 1944 bis März 1945 rund 1000 zumeist ungarische jüdische Frauen interniert – unter ihnen Blanka Pudler. Sie alle wurden zur Zwangsarbeit in der nahegelegenen Sprengstofffabrik Hirschhagen unter unmenschlichen Bedingungen gezwungen.

1986 wurde an dieser Stelle zur Erinnerung ein Gedenkstein errichtet. Doch der neue Platz geht einen Schritt weiter: Er ist nicht nur ein Ort des Erinnerns, sondern auch ein Zeichen für Verantwortung und Mahnung. Bürgermeister Oetzel betonte in seiner Rede: „Erinnerung ist nicht nur eine Rückschau. Sie ist eine Verpflichtung für unsere Gegenwart und Zukunft. Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus wieder aufkeimen, müssen wir ein klares Zeichen setzen.“

Neben den Ansprachen des Bürgermeisters und der Stadtverordnetenvorsteherin trugen Schülerinnen und Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule sowie des Himmelsfels Kollegs Spangenberg ihre Gedanken zu Blanka Pudler vor. Historiker Dr. Dieter Vaupel, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit der Geschichte des Lagers beschäftigt, ordnete die historischen Ereignisse ein. Die musikalische Begleitung von Timo Lübeck (Piano), Jona Hildebrandt (Gitarre) und Aylin Schröder (Gesang) setzte emotionale Akzente.

Nach dem offiziellen Teil fand in den angrenzenden Räumen der Grundschule ein offener Austausch bei Getränken und einem kleinen Imbiss statt.

Ein Projekt wie dieses wäre ohne engagierte Menschen nicht möglich gewesen. Bürgermeister Oetzel würdigte insbesondere die Verdienste der ehrenamtlichen Geschichtswerkstatt und weiterer Initiativen, die sich über Jahrzehnte für die Aufarbeitung der Vergangenheit eingesetzt haben. Besonders erwähnt wurden Jürgen Jessen, Gisela Höfert, Dr. Dieter Vaupel und Karl-Heinrich Schlegel, die sich unermüdlich für die Erinnerung einsetzten bzw. zum Teil bis heute aktiv sind.

An dieser Stelle dankt Bürgermeister Dirk Oetzel nochmals der Sparkasse Werra-Meißner, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem Rotary Club Kaufungen-Lossetal, dass sie mit ihrer finanziellen Unterstützung die Realisierung des Projektes nach Entwürfen von Stephan von Borstel ermöglicht haben.

Die Einweihung des Blanka-Pudler-Platzes war mehr als eine Gedenkveranstaltung – sie war ein starkes Zeichen gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerungskultur. Bürgermeister Oetzel schloss seine Rede mit den Worten des israelischen Historikers Yehuda Bauer: „Du sollst nicht Täter sein, nicht Opfer und niemals, niemals nur dabei stehen.“



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